Dransdorfer Berg im Wandel – Werkstattverfahren als gelebte Beteiligungskultur

Am 20. Mai 2025 kamen wir in großer Runde zusammen – Vertreter*innen aus Verwaltung, Planung, Zivilgesellschaft und Nachbarschaft –, um im Rahmen einer öffentlichen Werkstatt gemeinsam über die Zukunft des Dransdorfer Bergs nachzudenken. Der Anlass: Die drei Siegerteams des städtebaulichen Wettbewerbs präsentierten ihre Entwürfe, und wir alle waren eingeladen, Hinweise und Ideen für die Weiterentwicklung einzubringen.

Das Werkstattverfahren ist Teil eines größeren Wettbewerbsprozesses, den wir – die Initiative Neue Stadtgärtnerei – gemeinsam mit der Montag Stiftung Urbane Räume und der Stadt Bonn beauftragt und finanziert haben. Unser Ziel: einen kooperativen Planungsprozess auf den Weg zu bringen, der lokale Bedürfnisse, ökologische Verantwortung und gemeinschaftliches Leben verbindet.

Als zukünftige Nutzerinnen und Mitgestaltende dieses besonderen Ortes war es uns ein großes Anliegen, den Prozess von Anfang an aktiv mitzugestalten – nicht nur als Teilnehmende, sondern als Mitinitiatorinnen einer sozial-ökologischen Zukunftsvision für den Dransdorfer Berg.


Ein lebendiger Prozess mit vielen Stimmen

Die Werkstatt war hervorragend organisiert: Nach einer Begrüßung und Einführung durch das Verfahrensmanagement hatten die drei Planungsteams jeweils 15 Minuten Zeit, ihre Entwürfe vorzustellen. Anschließend verteilten sich alle Teilnehmenden an drei Arbeitstische – je einer pro Team. Dort diskutierten wir in wechselnden Gruppen zu drei zentralen Leitfragen:

  • Was tut der Entwurf für die Zukunft? (Klimawandel, Schwammstadt, Nachhaltigkeit)
  • Was ermöglicht der Entwurf für den Ort? (Freiräume, Nutzungen, Teilhabe)
  • Wie verknüpft der Entwurf den Ort mit dem Stadtteil Dransdorf? (Zugänge, Einbindung, Mobilität)

Das besondere Format ermöglichte es uns, flexibel zwischen den Tischen zu wechseln. So konnten wir uns mit allen drei Entwürfen intensiv auseinandersetzen und unsere Perspektive als zukünftige Akteur*innen in den Dialog einbringen.


Die drei Entwürfe im Überblick

Entwurf 1001 – Kreislaufstadt mit Herz

Citiplan und Freiraumplanung Sigmund setzen auf Wiederverwendung, Gemeinschaft und klare räumliche Bezüge. Bestehende Gebäude werden erhalten und gezielt ergänzt. Das Herzstück bildet der Zukunftsplatz – ein zentraler Begegnungsraum mit einem teilüberdachten Gewächshaus. Regenwasser wird zurückgehalten, graue Energie weitergenutzt, und die Mobilität ist auf Rad- und Fußwege ausgerichtet. Besonders prägend ist der Ansatz, Zukunft nicht als großes Versprechen zu inszenieren, sondern im respektvollen Umgang mit planetaren Grenzen und im sozialen Miteinander zu verankern. Gemeinschaft wird als Ausgangspunkt für gutes Handeln verstanden – konkret, alltagstauglich und wirksam.

Entwurf 1006 – Pragmatisch, gemeinschaftlich, zukunftsfest

Lorenzen Mayer Architekten und bbz Landschaftsarchitekten bauen auf dem Vorhandenen auf und kombinieren bestehende Strukturen mit modularer Bauweise. Das Quartier gliedert sich in drei Bausteine – Bildung, Pflege und Wohnen – mit jeweils eigenen räumlichen Schwerpunkten und Übergängen zwischen Gemeinschaft und Privatheit. Die Gewächshausstruktur bleibt als identitätsstiftendes Element erhalten und wird durch vielfältig nutzbare Freiräume ergänzt. Die Erschließung erfolgt über eine Ringstraße, ergänzt durch Fahrradstellplätze, eine mögliche Rufbus-Anbindung und fußläufige Wege. Regenwassermanagement, Biodiversitätsflächen, gemeinschaftliche Gartenbereiche und flexible Baufelder unterstützen eine nachhaltige Entwicklung.

Entwurf 1007 – Landschaft trifft Nachbarschaft

Cityförster und Treibhaus Landschaftsarchitektur verflechten Wohnen, Bildung und Landwirtschaft zu einem dörflich geprägten Quartier. Saatgutfelder, Retentionszonen und Werkhöfe rhythmisieren die Fläche. Die bestehenden Gewächshäuser werden zu gemeinschaftlichen Orten umgenutzt. Das Gelände öffnet sich zur Landschaft hin und schafft ein robustes, vielfältiges Umfeld für gemeinschaftliches Leben und lokale Produktion. Der Entwurf wirkt großzügig und naturnah, mit klarer Struktur: Wohnhöfe, Dorfstraße und ein zentraler Werkhof bieten Orientierung. Die soziale Durchmischung reicht vom Einzimmerapartment bis zur Cluster-WG – verbunden durch eine einladende Quartiersmitte.


Was wir aus der Werkstatt mitnehmen

Wir waren beeindruckt, wie offen die Planer*innen mit Anregungen umgegangen sind. Die Bereitschaft zuzuhören, Fragen zu stellen und sich inspirieren zu lassen, war in allen Gesprächen spürbar.

Für uns als Initiative war besonders wichtig:

  • Die Rolle der Bildung: Alle Entwürfe sehen auf unterschiedliche Weise Räume fürs Lernen vor – von Werkstätten über Gartenflächen bis hin zu öffentlich zugänglichen Gewächshäusern. Wir sehen hier große Chancen für Synergien mit der Montag Stiftung Urbane Räume, dem Wissenschaftsladen Bonn, der Biologischen Station und unserem eigenen Bildungsansatz.
  • Die Verbindung zum Stadtteil: Fuß- und Radwege, neue Zugänge von Süden und Westen sowie offene Übergänge zu den angrenzenden Gärten wurden in allen Entwürfen aufgegriffen. Das ist entscheidend, damit der neue Ort wirklich Teil von Dransdorf wird.
  • Der Umgang mit Bestehendem: Alle Teams erkennen den Wert der vorhandenen Gebäude, Flächen und Atmosphären an – und wollen sie behutsam transformieren. Das entspricht unserer Vorstellung einer regenerativen Entwicklung, die mit dem arbeitet, was bereits da ist.

Und jetzt?

Die drei Teams haben nun Zeit, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Ende Juni 2025 entscheidet die Jury, welcher Entwurf Grundlage für das weitere Bebauungsplanverfahren wird.


Was ist ein Bebauungsplanverfahren?
Das Bebauungsplanverfahren ist ein förmliches Verfahren, mit dem eine Stadt festlegt, wie ein Gebiet genutzt und bebaut werden darf – etwa, wo gebaut werden kann, welche Gebäudehöhen erlaubt sind oder welche Flächen als Grün- oder Verkehrsflächen vorgesehen sind. Es bildet die rechtliche Grundlage für die spätere Umsetzung.


Für uns bleibt: große Vorfreude auf die nächsten Schritte – und Dankbarkeit für einen offenen, respektvollen Prozess, in dem viele Stimmen gehört wurden. Wir hoffen, dass dieser Geist auch in die nächste Phase getragen wird.

Denn klar ist: Der Dransdorfer Berg hat das Potenzial, ein Ort des Wandels zu werden. Und Wandel gelingt am besten gemeinsam.

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