Stellungnahme zum öffentlichen Antrag 202051 „Ehemalige Stadtgärtnerei;
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen“, gestellt am 19.11.2020 an

den Rat der Stadt Bonn, von der BBB Fraktion im Rat der Stadt
Bonn (Marcel Schmidt) zur Entscheidung durch den Rat am
10.12.2020.


Wir, der Neue Stadtgärtnerei e.V., nehmen Stellung zum Antrag 202051 des BBB, in dem der
Umbau des Geländes der ehemaligen Stadtgärtnerei in Dransdorf in eine Kleingartenanlage
gefordert wird. Wir teilen die Ansicht der Antragsstellenden, dass das Gelände der Alten
Stadtgärtnerei einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen ist. Wir sprechen uns jedoch deutlich
gegen die Punkte 2-4 des Antrags aus (Verzicht auf bauliche Nutzung / Rückbau zur
Ausgleichsfläche / Kleingartenanlage). Die Punkte 2, 3 und 4 des Antrags 202051 verursachen
durch den Rückbau und die Entsiegelung hohe wirtschaftliche Kosten und verhindert die
Einsparung von 1250 t CO2 , die bei die Herstellung des Betons entstehen, durch die Nutzung der
massiven Kellerfundamente.
1 t CO2 entspricht einem Jahr ausgiebig Auto fahren. Die vorgesehene Kleingartensiedlung wird
die durch den Rückbau verursachten Verluste an Biodiversität kaum kompensieren können. Das
Gelände mit seinem potenziellen Erholungswert würde nur einem kleinen und ausgewählten
Kreis an Menschen zu Gute kommen, anstatt der Öffentlichkeit, insbesondere den Menschen aus
dem angrenzenden Stadtteil Dransdorf, zur Verfügung zu stehen.
Aus den genannten Gründen fordern wir die Mitglieder des Rates der Stadt Bonn auf, dem
Antrag des BBB nicht statt zu geben.
Anstatt dessen schlagen wir eine Nutzung vor, die das Ziel der Stadt Bonn, bis zum Jahr 2035
klimaneutral zu werden, proaktiv umsetzt.
Wir haben ein Konzept erarbeitet, das in Anlehnung an das Bebauungsplanverfahren Nr. 7422-15
die Potenziale des Klimaschutzes voll ausschöpft indem es öffentliche Naherholung und
Umweltbildung, sozialökologische Stadtteilentwicklung, klimapositives Wohnen sowie regionale
Nahrungsmittelproduktion miteinander verbindet.

1 Stadtgärtnerei als Pionier im Klimaschutz.

Der Neue Stadtgärtnerei e.V. hat über mehrere Jahre hinweg ein Konzept entwickelt, welche das
Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei durch die Integration eines Umweltbildungszentrums,
einer agroforstwirtschaftlichen Mikrofarm und einer klimapositiven Wohnbebauung aus
nachwachsenden Rohstoffen zu einem Pionierstandort für Klimaschutz macht. Die bedeutet, das
wir wieder mehr Kohlenstoff in den Boden mittels Pflanzenkohle einbringen, als wir
verbrauchen, was auch als Negativemissionen bezeichnet wird. Hierbei sollen die Geschichte,
die Funktion und der Charakter der alten Stadtgärtnerei wertgeschätzt, erhalten und umgenutzt
werden, anstatt kostspielig dem Erdboden gleich gemacht zu werden. Das Meßdorfer Feld stellt
für Bonn, durch seine landwirtschaftliche Nutzung, seinen Naherholungswert und seine
stadtklimatische Funktion, eine einzigartige Situation dar. Sämtliche Elemente unseres
Konzeptes ergänzen die symbolische Funktion des Meßdorfer Feldes daher bewusst und
schaffen ein gelungenes Beispiel für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.

2 Bezahlbarer Wohnraum

Das Besondere an unserem Konzept ist die Nutzung der vorhanden Ressourcen auf dem
Stadtgärtnereigelände. Insbesondere die massiven Kellerfundamente und die feuerverzinkten
Stahlgerüste können als Basis für innovativen Niedrig-Energie-Wohnungsbau dienen, ohne dass
hierfür weitere Flächen versiegelt werden müssen. Für einen max. 2,5 geschossigen Leichtbau
aus vorwiegend nachwachsenden Rohstoffen existieren die Fundamente also bereits und die

restliche Versiegelung kann schrittweise und minimalinvasiv zurückgebaut werden. Das
Wohnprojekt wird für Menschen, unabhängig von finanziellem Vermögen, sozialem Status oder
körperlicher Beeinträchtigung realisiert und bleibt durch seine innovative
Finanzierungskonzeption dauerhaft bezahlbar.

3 Umweltbildung und Teilhabe

Im bestehenden Planverfahren ist ein ökologisches Zentrum vorgesehen. Auch wir halten die
Bildung einer breiten Öffentlichkeit in Sachen nachhaltige Entwicklung und aktivem städtischen
Klimaschutz für ausschlaggebend im Bezug auf die Klimaanpassung der Stadt Bonn. Das, von
mehreren Akteuren getragene Umweltbildungszentrum stellt das zweite Element unseres
Konzepts dar. Es wird das Gelände sowie die nachhaltigen Praktiken der „Neuen Stadtgärtnerei“
der Öffentlichkeit zugänglich machen und als Lern- und Begegnungsort die Schnittstelle zu
angrenzenden Stadtteilen und Bildungseinrichtungen darstellen. Die Teilhabe und der
öffentliche Zugang werden langfristig gesichert während der Naherholungswert des Meßdorfer
Feldes gefestigt und ausgebaut wird.

4 Urbane Landwirtschaft

Das dritte Element unseres Konzepts stellt die innovative, urbane Landwirtschaft dar, die das
Projekt und die Nachbarschaft der angrenzenden Stadtteile mit Obst, Gemüse, Nüssen und
Biomasse versorgt. Auch hier möchten wir bereits bestehende Ressourcen nutzen, indem weite
Teile des Baumbestandes der stark verwilderten alten Baumschule erhalten bleiben und
Wildniszonen bewusst integriert werden.
Wir möchten ein Beispiel dafür liefern, wie klimaresiliente Landwirtschaft im urbanen Kontext
gestaltet werden kann, die Nahrungsmittel und Biomasse liefert, strukturelle – und biologische
Diversität fördert und zudem Humus aufbaut und Kohlenstoffdioxid im Boden speichert.
Die Bedürfnisse wachsender Städte nach sozialem Wohnen, ausgleichender Grünfläche,
zugänglicher Naherholung, regionaler Nahrungsmittelversorgung und wachsender Biodiversität
können auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei kombiniert und in einzigartiger Weise als
Leuchtturm-Projekt umgesetzt werden.
Wir fordern die Mitglieder des Rates der Stadt Bonn auf den Weg dafür frei zu machen, dem
Antrag des BBB nicht stattzugeben, sondern ganz im Sinne der städtischen
Klimaschutzkampagne „Neu [zu] denken. Einfach [zu] handeln. Gemeinsam fürs Klima.“

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